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Alfred Koppenwallner (1921–2016)

Heinz Holzmann

Fredl wurde am 9. August 1921 in Salzburg  geboren. Er war der vierte von 5 Brüdern, die in einer eher bescheidenen Wohnung in Salzburg-Mülln aufwuchsen. Er hat mir einmal erzählt, dass er nie ein eigenes Zimmer hatte. Er musste immer zusammen mit einem oder zwei seiner Brüder schlafen. Nach einem Sommer auf der Alm am Trattberg, wo Fredl mit Otto Brunner den „Feuchten Keller“ erkundet hatte, kaufte er sich das Buch von Walter v. Czoernig „Die Höhlen Salzburgs“, das 1926 erschienen war. Letztlich kam er dann beim Höhlenverein in Salzburg an. Es war der Beginn einer sehr erfolgreichen Karriere als Höhlenforscher.
Fredl lernte das Handwerk eines Goldschmieds bei seinem Vater, der ein sehr strenger Lehrherr war. Er arbeitete in der Werkstatt am Salzburger Grünmarkt, bis er einrücken musste. Als Segelflieger kam er zur Deutschen Luftwaffe. An eine der Fronten musste er nicht mehr, nachdem bereits drei seiner älteren Brüder gefallen waren. Als Funker beim Seenotdienst war er immer irgendwo im Norden Deutschlands oder in Dänemark eingesetzt.
Wenn er Urlaub bekam, waren wir jedes Mal in den Bergen oder in irgendeiner Höhle. Fredl kam kurz in englische Gefangenschaft, konnte aber bald nach Salzburg heimkehren, wo er seine Arbeit als Goldschmied wieder aufnahm.
Fredl war ein sehr guter Bergsteiger und ein hervorragender Schifahrer. Als Höhlenforscher hatte er einen fast untrüglichen Instinkt, um zu wissen, wo es weiter gehen könnte, wenn wir einmal anstanden. Kurz nach Kriegsende  kletterte Fredl völlig allein in den Südabstürzen des noch weitgehend unerforschten Hagengebirges herum, um neue Höhleneingänge zu finden. Im Höhlenverein kursierte in dieser Zeit noch das Vorurteil, dass dort der Hermann Gruber ohnehin schon nachgeschaut hätte. Über steile,  ausgesetzte Schrofen, wo es neben Unmengen von Edelweiß leider auch immer einige Kreuzottern gab, erreichte er eine Halbhöhle unter den Wänden der Tantalköpfe. Als er oben ankam, blies ihm aus einem wirren Haufen von Felsblöcken ein eiskalter Wind entgegen. Fredl hatte die Tantalhöhle entdeckt, die größte Höhle des Hagengebirges, die heute ca. 35 km erforschte Gänge aufweist. Fredl war, wie sein Bruder Franz Xaver Koppenwallner,  noch bei vielen anderen Neuforschungen dabei, wie z.B. im Jagerbrunntrog, im Bretterschacht, Eis- und Labyrinthhöhle im Windbachkopf  und  in sehr vielen anderen. Er machte einen Tauchkurs, um Siphone, wie im Scheukofen oder in der Tricklfallhöhle  zu überwinden. Fredl war zudem der Erste, der den Scheukofensiphon durchtauchte und nach Überwindung des Bockseesiphons im Lamprechtsofen im Alleingang ohne Sicherung und in Tauchermontur den steilen und gefährlichen Aufstieg in den Lamprechtsdom bewältigte. Trotz aller Erfolge, die er in seinem Leben hatte, sei es beruflich, in der Höhlenforschung oder in seinen sonstigen sportlichen Aktivitäten, ist Fredl immer bescheiden und seinen Freunden gegenüber stets großzügig geblieben.
Fredl ist am 26. November 2016 friedlich eingeschlafen, nachdem ihm seine Frau Ilse bereits im Jänner des gleichen Jahres voran gegangen war. Fredl war im 96. Lebensjahr. Eine Tonbandaufnahme seiner Erzählungen über sein Leben als Höhlenforscher musste wenige Wochen vor seinem Tod wegen einer schweren Erkrankung von Uwe Brendl verschoben werden. Dazu konnte es aber nicht mehr kommen.

Walter Hubka

 

DI Heinz Holzmann (1945–2016)

Heinz Holzmann

Der Verband trauert um Dipl.-Ing. Heinz Holzmann, der am 1. Mai 2016 nach langer, schwerer Krankheit für immer von uns gegangen ist.

1945 in Wien geboren, studierte Heinz Kulturtechnik und war bereits während seiner Zeit an der Universität Leiter des Kulturreferats der Hochschülerschaft. In diesen Lebensabschnitt fällt auch sein wachsendes Interesse an der Höhlenforschung, das er mit seiner Vorliebe für Kunst, Kultur und Reisen verknüpfte.

Aus Heinz‘ Feder stammen zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte der Höhlenkunde und zum Höhlen-Motiv in der Bildenden Kunst. Zudem organisierte er regelmäßig Studienfahrten für Freunde und Höhlenforscher in ferne Länder, zuletzt in den Oman und Island. Im Zuge der Reisen wuchs auch Heinz‘ fortdauerndes Sammlungsinteresse. Sein über Jahrzehnte aufgebautes Privatarchiv zu historischen Dokumenten der Höhlenforschung stellt eine der größten Sammlungen von Plänen, Stichen und Malereien in Österreich dar. Deshalb war auch Heinz‘ Tätigkeit im Vorstand des Wiener Landesvereins, der History-Commission der International Union of Speleology und im VÖH fast selbstverständlich, wo er zuletzt die Funktion des Rechnungsprüfers bekleidete.

Viele Höhlenforscher werden ihn auch als liebevollen Organisator der Weihnachtsfeier des Wiener Landesvereins in Erinnerung behalten, wofür er sogar mehrere Exkursionsführer verfasste. Neben seinem Beruf als Architekt beschäftigte sich Heinz ebenso mit Bildhauerei, wurde Mitglied der bereits seit 1809 bestehenden Künstlergilde St. Lukas und nahm mit den aus seiner Hand geschaffenen Skulpturen an zahlreichen Ausstellungen teil. Zuletzt hatte er die Obmannstelle der Künstlervereinigung inne, redigierte deren Mitteilungen und nahm noch maßgeblich an der Organisation der VÖH-Jahrestagung 2015 in Mitterbach teil, wo er eine Vernissage zum Thema „Höhlen“ arrangierte.

Mit dem Tod von Heinz Holzmann verliert die heimische Höhlenforscherszene einen seiner aktivsten Organisatoren und einen sehr vielseitig versierten Kollegen, der sich zeitlebens nachhaltig für die geistes- und kulturwissenschaftlichen Bereiche unseres Felds einsetzte.

Wir werden sein Andenken in Ehren halten, VÖH & Karst- und höhlenkundliche Arbeitsgruppe am NHM Wien


Günter Stummer (1945 - 2016)

Günter Stummer

Die österreichische Höhlenforschung trauert um Regierungsrat Günter Stummer, der am 9. März nach langer, schwerer Krankheit im 72. Lebensjahr für immer von uns gegangen ist.

Günter wurde am 2. März 1945 in Ebensee (OÖ) geboren und stieß bereits im Alter von 13 Jahren als Führer in der Gassel-Tropfsteinhöhle zur Höhlenforschung. Nach der Matura in Gmunden begann er das Studium der Geografie und Kulturtechnik in Wien und wurde Mitarbeiter des Referats für Höhlenschutz am Bundesdenkmalamt, der späteren Karst- und höhlenkundlichen Abteilung am Naturhistorischen Museum Wien.

Günter lenkte als Generalsekretär von 1978 bis zum Jahr 2000 die Geschicke des Verbands Österreichischer Höhlenforscher, redigierte die Verbandsnachrichten und war mit der Führung des Österreichischen Höhlenverzeichnisses betraut. Er organisierte über mehrere Jahrzehnte die Höhlenführer-Ausbildung, veranstaltete Verbands-Expeditionen und war als Planzeichner und Forscher insbesondere in den Dachsteinhöhlen bei Obertraun tätig. In seiner Funktion wirkte er identitätsstiftend für die höhlenkundliche Community Österreichs und versuchte dabei stets Verbindendes vor das Trennende zu stellen, repräsentierte er aufgrund seines Lebenswegs doch akademische und von Laien betriebene Höhlenforschung, Zentrum und Peripherie in der Forschungslandschaft gleichermaßen.
Seit 2002 wirkte Günter als Vizepräsident des VÖH und organisierte noch 2014 gemeinsam mit seiner Frau Rita und Kollegen der Kraushöhle die Jahrestagung des VÖH in Gams bei Hieflau.

Österreichs Höhlenforschung hat ihm viel zu verdanken.
Unser Mitgefühl gilt seiner Gattin Rita sowie seinen Kindern und seinen Enkeln.

Wir werden sein Andenken in Ehren halten,

Vorstand des VÖH&
Karst- und höhlenkundliche Arbeitsgruppe am NHM Wien


Sabine Zimmerebner

Sabine Zimmerebner

Der VÖH trauert um den Tod einer seiner aktivsten Höhlenforscherinnen, Sabine Zimmerebner.

Die in Salzburg tätige Kindergärtnerin stieß vor 7 Jahren zum Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg und erwarb sich bald umfangreiche Kenntnisse im Bereich der Höhlenkunde und nationale Bekanntheit als ausgezeichnete Schachtgeherin. Ihre Fähigkeiten stellte sie bei zahlreichen schwierigen Forschungsexpeditionen am Unterberg eindrucksvoll unter Beweis, u.a. während einer zehntägigen Tour in das Gamslöcher-Kolowrat-Höhlensystem Anfang 2014.

Beim Höhlenunfall im Riesending-Schacht im Juni desselben Jahres war sie unter den Ersten, die zur Rettung des Verunfallten in Höhle einstiegen, und eine der Letzten, die gemeinsam mit dem Patienten wieder die Höhle verließen. Durch ihre stets positiv gestimmte Art inspirierte sie ihre Retterkollegen und verstand es, dem Patienten durch persönlichen Zuspruch und Zuversicht genügend Kraft für die 9-tägige Bergungsaktion zu geben. Für ihren selbstlosen Einsatz wurde Sabine Zimmerebner vielfach ausgezeichnet und von der internationalen Presse – u.a. durch Artikel in der „New York Times“ und dem „Sydney Morning Herald“ – gefeiert. 2014 wurde sie für ihr soziales Engagement in der Wiener Hofburg mit dem „TARA-Award“ ausgezeichnet.

Am 7. Juli 2015 – kaum ein Jahr nach der erfolgreichen Bergung im Riesending-Schacht – wurde ihr nun ein während einer Forschungstour sich unerwartet ereigneter Steinschlag selbst zum Verhängnis. Der Unfall ereignete sich in rund 60-70 m Tiefe im „Horror-Schacht“ nahe der Schwaigmühl-Alm am Unterberg. Trotz der durch ihre drei Begleiter rasch durchgeführten Alarmierung und der Versorgung durch zwei Notärzte kam für die Verunfallte jede Hilfe zu spät. Bei dem unverzüglich in die Wege geleiteten Rettungseinsatz, bei dem sich u.a. über 30 Höhlenforscher und -retter beteiligten, konnte die Verunglückte gegen 21 Uhr nur mehr tot geborgen werden.

Sabine Zimmerebner hinterlässt eine 16-jährige Tochter. Sie wird uns allen unvergessen bleiben, "Quod sumus, hoc eritis. Fuimos quandoque, quod estis." Was wir sind, werdet ihr sein. Was ihr seid, waren wir einst.